Dienstag, 4. August 2009

Kapitel 13.7

Senff öffnete seine abschweifenden Augen und schüttelte den Kopf. Mit wenigen orientierenden Blicken fuhr er im Büro herum, dann schüttelte er seine Uhr aus dem Ärmel, um die Zeit nachzusehen.
Kurz vor zwölf, dachte er, dann kann ich endlich Mittag machen.
Maxim griff unter die Bewerbungsmappe und hob sie flach zur Seite, um sein Mittagessen zu verspeisen. Er kramte sich aus der Tasche eine Plastikdose, einen einzelnen Apfel und eine Banane. Dann begann er damit, aus der Dose ein belegtes Brot zu essen und lauschte der Mittagsstille im Amt. Ab und zu klapperten Schritte über den Flur. Entfernt hörte man ein Auto verbeihuschen, viel Verkehr war nie in der Nähe des kleinen Schlösschens. Bevor er weitere Stücke von dem Brot abbiss, trank er ab und zu einen Schluck aus der Tasse, dann kaute er weiter. Nach dem Brot entkleidete er sorgfältig die Banane und operierte mit spitzen Fingern noch das kleinste Fäserchen von dem Fruchtfleisch. Er ekelte sich davor, das Innere zu berühren. Als die Südfrucht vertilgt war, griff er sich den wachsglänzenden Apfel und biss herzhaft hinein. Nach zwei Bissen klopfte es an seine Tür, er pausierte einen Augenblick, überlegte kurz, während er den Apfel von dem Mund weghielt und kinnkaute dann schnell das Stück zu Ende. Mitsamt seinem Stuhl rollte er ein Stück zur Seite, drehte sich und bat den unerwünschten Gast hinein.
Es war Robert, der die Tür offen hielt und nur seinen Oberkörper in das Büro lehnte. Maxim zeigte sich selbst von seiner wichtigsten Verbindung zur amtlichen Außenwelt im Essen so gestört, dass er den Apfel im Mülleimer entsorgte.
„Was willst du?“, fragte Maxim genervt und schmatzte Apfelschalenreste aus den Zwischenräumen der Zähne.
„Oh, du isst gerade?“, erkundigte sich Robert dumm. Immerhin wäre zu erwarten gewesen, dass er die Gewohnheiten seines wichtigsten Protektors nach fast zwanzig Jahren kennen sollte, „Entschuldige bitte. Ich wollte nach dem Termin nachher fragen und die Scheckow ist schon zur Kantine.“
„Ja“, bellte Maxim, „der Termin ist um zwei.“
„Gut, dann sehen wir uns ja nachher“, verabschiedete Robert sich. Er wusste, dass er Maxims Essen nicht unter-, sondern abgebrochen hatte. Robert federte zurück und schloss die Tür in derselben Bewegung.
Maxim spürte einen flachen Zorn in sich aufsteigen. Er nahm die Kaffeetasse, schwenkte die Kaffeereste und spülte mit einem Schwung den Apfelgeschmack aus dem Mund. Dann stand er auf, stellte sich mit hinter dem Rücken verschränkten Armen vor eines der Fenster und blickte kurz in den Garten.
Wenige Momente später wankte er zur Sitzecke und fläzte sich in die Designersessel, um ein kurzes Nickerchen zu machen.