Sonntag, 20. September 2009

Kapitel 14.2

Senff stapfte zur Treppe und marschierte nach oben. Vor seinem Büro wurde er von seiner Sekretärin erwartet.
„Ach, Herr Direktor, ist das Gespräch bereits zu Ende?“
Senff nickte nur kurz.
„Der Herr Spasst war eben hier, er benötigt einen Dienstwagen, um die Funde ins Magazin zu fahren.“
„Jaja, er kann einen Quattro haben“, winkte Senff ab, „Sie können ihm die Schlüssel ruhig geben.“
Dann ging er in sein Büro, legte die Mappe ins entsprechende Fach, zog das Jackett aus und hängte es wieder in den Schrank. Er stellte sich vor eines der Fenster und stützte sich mit beiden Armen auf die Fensterbank. Mit einem leeren Blick stierte er auf den Parkplatz des Amtes, wo die drei Quattros standen.
Er mochte diese Wagen, sie waren nur auf seinen besonderen Wunsch angeschafft worden. Natürlich ist einzuräumen, dass es von Zeit zu Zeit unvermeidlich ist, Dienstwagen zu erneuern und auszutauschen. Maxim sah hierin aber die Möglichkeit, sich auf Kosten anderer einen seiner Ansicht nach angemessenen fahrbaren Untersatz zu verschaffen. Aus persönlichen Geiz heraus leistete er sich kein anderes Fahrzeug als seinen alten blauen Kleinwagen. Das Amt konnte ihn jedoch mit einem Wagen versorgen, der einem Amtsleiter gebührend war. In Senffs Augen war dies ein Audi Quattro. Selbstverständlich schaffte er für das Amt gleich mehrere an, das machte es schließlich günstiger.
Dummerweise ließ es sich jedoch nicht einrichten, dass Senff allein über diese Wagen verfügen durfte. Sie mussten zwangsläufig auch für echte Diensttouren verwendet werden, das ließ sich nicht einmal von Senff vermeiden. Hier zeigten sich aber die Tücken der Technik, denn das Modell ist nur wenig dazu geeignet, Geräte oder Funde zu transportieren. Den Kenner überrascht es kaum, ist es für solche Zwecke schließlich nicht konstruiert. Aber solche Lappalien waren Senff egal. Er hatte nun endlich die Möglichkeit, auf anderer Leuts Kosten halbwegs angemessen auf Kongressen zu erscheinen. Ihn ärgerte es fast schon mehr, dass der ihm zur Verfügung stehende finanzielle Rahmen keinen Maybach mit Fahrer erlaubte.
Das würde sich natürlich geringfügig bessern, wenn sich seine Zukunftsplanung erfüllen sollte und er demnächst zum Kultusminister aufstiege. Dies stellte ihm jedenfalls der Politiker Gert Pinscher in Aussicht, den er ziemlich genau zu der Zeit näher kennengelernt hatte, als er für das Amt die neuen Wagen angeschafft hatte. Deshalb verband Senff die Wagen in seiner Erinnerung auch stets mit diesem Ausnahmepolitiker.