Samstag, 14. März 2009

Kapitel 10.1

Etwas überraschend pendelte ich am nächsten Morgen als letzter in die Küche. Alle anderen saßen schon über ihrem Frühstück, das bei den meisten lediglich aus einer Tasse Instantkaffee bestand.
„Morgen!“, grüßte ich in die Runde und erhielt verschlafene Reaktionen von allen. „Na, wie lange habt ihr noch gemacht?“, fragte ich mit einem leicht höhnischen Ton.
„Nicht mehr so lange“, sprach Micha für den Rest, „die meisten sind nach dem Paperspiel in die Falle, nur Jan is noch raus, um sich ein Lagerfeuer aus dem Schrottholz von nebenan zu machen.“
„Ein Lagerfeu-?“
„Ja natürlich!“, stratzte Jan mir ins Wort, „das is doch urst gemütlich! Das könnt ich jeden Abend haben. Also, wenn ich ein Haus draußen vorm Ort hätte und keine nervenden Nachbarn mit soner kläffenden Töle, dann würd ich das immer machen!“, sprach er fest.
Micha führte das Gespräch zu wichtigeren Dingen: „Übrigens hat Orka noch angerufen. So kurz nach eins.“
Ich staunte: „Nach eins?“
„Ja“, Micha lachte, „Jonas hatte gerade gefragt, ob er flauschig bepelzt ist“, die anderen stimmten in das Lachen ein, selbst Wernher, der überhaupt nicht wusste, worum es ging, dann wurde Micha wieder ernster: „Nee, die is krank geschrieben. Hat ’nen Tennisarm. Das Attest reicht sie nach. Hörte sich übrigens quietschfidel an, genauso schnippisch wie immer.“
„Das überrascht mich nicht. Das ist doch sowieso gelogen. Woher soll die einen Tennisarm haben? Vom Rumsitzen? Naja, dann sind wir sie wenigstens erst mal los.“ Plötzlich musste ich lachen, denn mir fiel ein: „Dolores? Habt ihr als Studenten nicht Stundenverträge?“ Dolores nickte. „Dann kriegt sie ja nicht mal Krankengeld. Im Gegenteil wird ihr das Geld noch abgezogen!“ Ich nickte gewichtig mit dem Kopf: „Die wird sich noch wundern!“
Wernher versuchte zu beschwichtigen: „Na, nu lasst doch ma det arme Mädchen in Ruhe!“
„Tut mir leid“, lehnte ich ab, „das hab ich lang genug probiert!“, und alle blickten betreten.